ODER: WARUM KUNST KACKE IST

Ultralange Klimperwimpern, megaperfekte Augenbrauen, perlweiß gebleichte Zähne – ein Schönheitsideal bahnt sich seinen Weg durch die sozialen Netzwerke in unsere Hirne. Und verankert sich so fest, dass Komplexe an der Tagesordnung stehen. Der Druck ist hoch, frau möchte stets den ultimativen Augenaufschlag und wohlproportionierte Gesichtsformen. Und Hand aufs Herz: wer schaut sich heutzutage eigentlich ungeschminkt noch gern im Spiegel an?

Vor geraumer Zeit geisterte ein Hashtag durch Instagram: #nomakeup . Letzeres ist als Anspruch gelieben, nämlich sich ohne Schminke schön zu fühlen. Das war es dann auch. Microblading sowie Lashextensions sind als Resultat an der Tagesordnung.
Erinnert sich noch jemand an den Film mit Nicole Kidman? Roboterfrauen ersetzen die ihren Männern nicht mehr genügenden „Frauen von Stepford“. Immer wieder erschaudernd an diesen Film erinnert blicke ich in der Bahn, auf der Arbeit und in der virtuellen Welt in glattgebügelte Gesichter. Nicht nur, dass alle mittlerweile gleich aussehen. Sie haben sich in einen Kreislauf der Abhängigkeiten begeben. Abhängig von der Unsicherheit dem eigenen Körper gegenüber, dem alle paar Wochen anstehenden Auffüllen der dann halb ausgefallenen Wimpern oder herausgewachsenen Nägel.
Wimperntusche lässt sich abspülen, Lippenstift wegwischen, aber tätowierte Augenbrauen bleiben eine ganze Weile.

Auch ich stand morgens vor dem Spiegel und fühlte mich immer wieder wie Kate Moss nach dem übelsten Exzess. Permanent all die Bilder von wunderhübschen Instagrammerinnen im Hinterkopf, die supernatürlich und wunderhübsch zeigen, wie #wokeuplikethis funktioniert.
Ich brauchte also eine Wimpernverlängerung redete ich mir ein. Jetzt und sofort, ich ertrage mich ja keinen Morgen länger so. Und meinem Mann überhaupt, der Arme, dem ist der Anblick sowieso nicht zumutbar.
Und so recherchierte ich, holte Meinungen ein und ließ schlussendlich mein Bauchgefühl entscheiden, dass ich diesem Humbug doch nicht auf den Leim gehen werde.
Ich habe mich manipulieren lassen von einer breiten Masse, mir Unvollständigkeit vorgemacht, fühlte mich ungeschminkt schlichtweg hässlich.
Und an diesem Punkt bin ich einfach nur emotional aufgewühlt, dass wir Frauen vor lauter Verblendung nicht mehr erkennen können und wollen, was natürliche Schönheit tatsächlich bedeutet.
Sich in seiner Haut auch mal so wohlzufühlen, wie sie von Natur aus geschaffen ist und nicht nach roboterhafter Perfektion streben.
#nomakeupinthemorningandfeelingbeautiful

BLUSE // H&M (ALT)
ROCK // DIARIODEUNACOUTURIER
SCHLAPPEN // H&M (ALT)
TASCHE // BETTY BARCLAY (ALT)
HUT // SECONDHAND